Wer ist der Kenianer unter den Zuckerarten? Bewirkt den schnellsten Blutzuckeranstieg?

Der Gewinner des Rennens: die dicke Kartoffel :)

Der Gewinner des Rennens: die dicke Kartoffel 🙂

Wer ist der Kenianer unter den Zuckerarten? Wer macht das Rennen: Kartoffel, Kirsche oder Haushaltszucker?  Welches Lebensmittel bewirkt den schnellsten Blutzuckeranstieg?

Die verschiedenen Zuckerarten

Vorab, auch wenn es die meisten Diabetiker bereits „wissen“ bzw. wissen sollten: Das Grundgerüst aller Kohlenhydrate in der Nahrung bilden Einfachzucker, dazu zählen Glukose (Traubenzucker), Fruktose (Fruchtzucker) und Galactose (Schleimzucker). Je nachdem, wie sie sich miteinander „verbünden“ ;), erhält  man verschiedene Zweifach- oder Mehrfachzucker mit unterschiedlichen Blutzuckerauswirkungen.  Jede dieser verbündeten „Zucker-Cliquen“ heckt ihren eigenen „Schabernack“ aus.

Nehmen wir nun eine Kartoffel und verspeisen diese. Unter gleichen Startvoraussetzungen, naschen wir die gleiche BE-Menge Kirschen und die gleiche BE-Menge an Haushaltszucker. Wer gewinnt das Rennen? Wer erhöht schneller und stärker den Blutzucker?

Sollte es nicht eigentlich der Haushaltszucker sein? Fehlanzeige! Man kann sich wohl stundenlang darüber streiten, aber es gibt eine einfache Begründung, warum ausgerechnet die dicke Kartoffel 😉 den ersten Platz im Wettrennen belegt und den Blutzucker am stärksten und schnellsten erhöht: Kartoffeln bestehen aus Stärke. Die Stärke aus Kartoffeln besteht nur aus Glukosemolekülen. Die Aufspaltung beginnt im Mund (schmecken süß nach längeren Kauen). Der Rest der Stärke wird dann im Dünndarm gespalten, somit folgt ein schneller und starker Anstieg des Blutzuckers.

Der Kenianer unter den Zuckerarten

Ein kleines Stück Käse zwischendurch ;)

Ein kleines Stück Käse zwischendurch 😉

Das komplexe Kohlenhydrat „Stärke“ bewirkt eine fast so starke Blutzuckerrreaktion wie Traubenzucker (= reine Glukose), welcher der schnellste Läufer, sprich der Kenianer ;), unter den Zuckerarten ist. Haushaltszucker (Saccharose) hingegen besteht aus einem Teil Glukose und einem Teil Fruktose. Kirschen, bzw. Früchte generell, bestehen aus Glukose, Fruktose und Saccharose (=Haushaltszucker). (Und nur zur Vervollständigung: Milchzucker besteht aus einem Teil Glukose und einem Teil Galactose.) Mit Fruktose und auch Galactose können unsere Muskel- und Nervenzellen grundsätzlich erst mal nichts anfangen. Die Leber fischt sie aus der Blutbahn und baut sie mit der Zeit (!) zu Glukose um.

Somit ist klar, warum Haushaltszucker (Saccharose) mit seinem Fruktoseanteil langsamer ins Blut geht/einen langsameren Blutzuckeranstieg bewirkt als das komplexe Kohlenhydrat Stärke, wie es in Kartoffeln und Getreideprodukten zu finden ist.

Der erste Platz geht an die dicke Kartoffel, sie bewirkt einen schnelleren Blutzuckeranstieg als Haushaltszucker

Einige Laufveranstalter reichen mittlerweile gesalzene Kartoffeln als Verpflegung. Klar, warum Diabetiker das klasse findet/finden sollte 😉 und diese geschnippelten Früchten vorzieht/vorziehen sollte, wenn die Hypo droht. Der erste Platz, wer hätte das gedacht, geht also an die dicke Kartoffel. Herzlichen Glückwunsch!

PS: Nüsse, Eier, Fleisch und Käse bewirken nur eine niedrige Blutzuckerreaktion und haben sich leider nicht einmal für diesen Wettkampf qualifizieren können ;). Und Traubenzucker wäre natürlich mit großem Abstand der Gewinner, wenn er am Wettkampf teilgenommen hätte. Auf Grund seines schlechten Geschmacks wurde ihm jedoch die Teilnahme verweigert ;).

PPS: Natürlich sind die Auswirkungen von Lebensmitteln auf den Blutzucker (Glykämischer Index/Glykämische Last) auch von anderen Einflussfaktoren wie Quellzustand der Stärke, Art der physikalischen Einbindung der Stärke, vom Ballaststoffgehalt, vom Zucker-, Säure- und Fettgehalt abhängig.

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